Novembertörn – Grenada nach Martinique

Nach der Hurrikanzeit von Mai bis Oktober starten wir in die zweite Karibiksaison. Mein Boot Panta Rhei hat diese Zeit an Land in der geschützten Spice Marine in Grenada verbracht. In einer Vorbereitungswoche vom 12.11. bis 18.11. war ich alleine in Grenada und habe verschiedene Arbeiten am Boot erledigt. Ich habe die reparierten und gereinigten Segel aufgezogen, zusätzliche flexible PV Module das Bimini und die Sprayhood montiert und viele kleine weitere Arbeiten durchgeführt. Das Boot hat die Sommerzeit gut überstanden, die Verschmutzung war mäßig und auch Ungeziefer hat sich von der Küche ferngehalten. Am Freitag 17.11. kam die Panta Rhei wieder ins Wasser und ich fuhr direkt in die Marina Port Louis in St. George.

Blick vom Balkon meiner Airbnb Wohnung inmitten von Grenada.

Panta Rhei kommt ins Wasser. Die Crew der Spice Marine sind absolute Profis und nach einer knappen Stunde schwimmt mein Boot wieder.

Endlich wieder segeln. Mit frischem Wind segelte ich von der Südküste Grenadas in den Hafen der Hauptstadt St. George.

Am 19.11. kommt die restliche Crew mit Condor eingeflogen. Helmut, Erich und Franz wollen die nächsten drei Wochen die Inselwelt der Grenadinen erkunden. Es wird ein One Way Törn werden, der Heimflug ist von Martinique aus gebucht.

In den ersten Tagen machten wir Ausflüge in die Natur und zu den Sehenswürdigkeiten der Insel Grenada.

Wir wanderten zu den Seven Sisters Wasserfällen, zumindest bis zu den ersten drei Fällen, der Weg zu den weiter nach oben gelegenen war mit einem Erdrutsch versperrt. Perfekt erfrischend war das Baden im kühlen Wasser unterhalb des Wasserfalls.

Wir besuchten die Rumfabrik River Antoine, wo seit über 200 Jahren auf traditionelle Weise Rum erzeugt wird. Mit viel Handarbeit und angetrieben von einem Wasserrad wird Zuckerrohr ausgepresst und dann zu 75%igem weißen Rum destilliert. Wir verkosteten natürlich das Fertigprodukt und obwohl viele Einheimische auf diesen hochprozentigen Genuss schwören, halten wir uns doch lieber an braune Rumsorten mit weniger Prozenten Alkoholgehalt.

Wieder zurück in der Hauptstadt stand vor der Abfahrt nach Norden noch ein großer Einkauf an Grundnahrungsmittel und Getränke an.

Insel Carriacou

Wir verließen die Insel Grenada Richtung Norden und nahmen Kurs auf die Insel Carriacou. Sie gehört noch zum Staatsgebiet von Grenada. Nach einem Tagestörn von ca. 35sm hängten wir uns an eine Boje nahe am Ufer der Tyrell Bay. Nach einiger Zeit und einer kurzen Schrecksekunde bemerkten wir dass das Seil der Boje gerissen war und wir auf das nächste Boot abtrieben. Also schnell Motor starten und etwas weiter vom Ufer entfernt den Anker setzten. Nicht auszudenken, wenn wir zu diesem Zeitpunkt nicht am Schiff gewesen wären.

Die nächste Insel die wir ansteuerten war

Union Island

Diese liegt schon auf dem Staatsgebiet von St. Vincent und den Grenadinen, was bedeutet, dass wir offiziell aus Grenada ausreisen mussten. Diese Prozedur dauert unterschiedlich lange, je nachdem wie die Behörden bei Zoll und Immigration aufgelegt sind. Auch das gehört zum Feeling in der Karibik. Nach nur 10sm gingen wir vor Anker in der Chatham Bay im Westen von Union Island.

Zum Einklarieren (Anmelden bei Immigration und Zoll) segelten wir ein Stück weiter zur Inselhauptstadt Clifton. Hier trafen wir wieder den schon von früheren Besuchen bekannten „Herman the german“, einen Einheimischen der einige Sommer in Österreich am Attersee verbracht hat. Wir kauften auch frisches Gemüse beim Stand seiner Mutter und ließen den Rest des Tages in der berühmten Jack Sparrows Bar im Norden der Insel ausklingen.

Nur ca. 5sm von Union Island entfernt befindet sich die Inselgruppe der

Tobago Cays, das Juwel der Grenadinen

Dies ist eine Gruppe von fünf kleinen unbewohnten Inseln mitten in einem geschützten Reservat. Ein wahres Paradies auf Erden mit bunten Fischen, transparentem und warmen Wasser und weißen Sandstränden.

Am Abend grillen die einheimischen Boatboys Langusten für die Yachties. Und es sind viele dieser schmackhaften Tiere die hier gegen gutes Geld serviert werden. Spätestens am 22:00 verlassen die Köche die Insel und es kehrt wieder Ruhe ein.

Rund um die Inseln gibt es unter Wasser viel zu erkunden. Wir vier waren mit Schnorchel und Flossen unterwegs. Besonders beeindruckt waren wir von den vielen Schildkröten die hier geschützt am Meeresgrund ästen.

Viele farbige Fische flitzen über die nur teilweise intakten Korallen. Hier hat der letzte Hurrikan gewütet und mit riesen Wellen, die über das Hufeisenriff schlugen, große Schäden an der Unterwasserwelt angerichtet.

Unser wichtigstes Transportmittel in der Karibik war das Dinghy. Mit dem 2,5PS Außenborder ist es zwar etwas untermotorisiert und große Distanzen kann man nicht fahren, aber es genügt um an Land zu kommen. In diesem Teil der Karibik gibt es keine Marinas wo man mit dem Boot direkt anlegen kann.

Canouan

Die nächste Insel der Grenadinen die wir ansteuerten war Canouan. Nach ca. 7sm ankerten wir in der großen Bucht vor dem Hauptort Charlestown. Wir schwebten über türkisem Wasser und perfektem Ankergrund. Am Ufer zog sich ein kilometerlanger schneeweißer Sandstrand. Canouan ist auch bekannt für die vielen Langusten die hier außerhalb der Schonzeit zu Hunderten gefangen werden. Franz hat hier mit einem Rezept seiner Schwiegertochter ein perfektes Dinner mit Languste  aufgekocht.

Die nächste Insel auf unserer Reise war

Bequia

Nach ca. 20sm fällt unser Anker in der riesigen Bucht vor dem Hauptort Port Elizabeth. Im 19. bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war der Walfang ein wichtiger Teil der Wirtschaft von Bequia. Heute dürften zwar noch vier Wale pro Jahr mit Harpunen von kleinen Boote aus erlegt werden, dies wird aber nicht mehr ausgeübt. Bequia ist auch ein Treffpunkt vieler Segler, es gibt viele Geschäfte mit allem was Segler benötigen.

Beim Abendessen im berühmten „Fig Tree“ unterhielt uns ein virtuoser Steel Drum Spieler.

Die nächste Insel, in Sichtweite von Bequia knapp 10sm entfernt war die Hauptinsel der Grenadinen

Saint Vincent

Mit über 350km2 und 130.000 Einwohnern ist sie die größte Insel der Grenadinen. Auf dieser Insel gibt es noch viele mit Urwald bedeckte Gebiete und den aktiven Vulkan Soufrière mit 1220 Höhe. Wir steuerten als erstes den Yachthafen Blue Lagoon im Süden der Insel an. Wir brauchten dringend Frischwasser und die Nähe zur Hauptstadt Kingstown machte einen Ausflug zur Besichtigung möglich. Wir besichtigten einen Teil des riesigen und reichhaltigen botanischen Garten mit vielen einheimischen tropischen Pflanzen.

Unser nächstes Ziel war die Cumberland Bay an der Ostseite der Insel Saint Vincent. Dieser Platz ist eine der ursprünglichsten Buchten in der Karibik. Durch die Enge der Bucht finden nicht viele Yachten Platz und es ist notwendig eine Landleine vom Boot zu einer Palme am Strand zu befestigen.  So wird das Schwojen des Bootes verhindert. Die Einheimischen sind sehr freundlich und hilfsbereit und freuen sich wirklich über jedes Boot das hier anlegt.

Von hier aus machten wir einen Ausflug zum Dark View Wasserfall. Die Fahrt ging durch wilde Landschaften unterbrochen von malerischen Buchten. Kleine Dörfer ducken sich in den über und über wuchernden Dschungel. Dazwischen gab es immer wieder Ausblicke auf den Vulkan Soufrière, über dem aber meistens Wolken hingen. Wir erreichten den Wasserfall nach einer Wanderung durch den Regenwald. Ein erfrischendes Bad war die Belohnung für die Anstrengung.

Nach dem Ausklarieren aus dem Staat Saint Vincent und den Grenadinen, das wir tags zuvor in der Blue Lagoon erledigt haben, ging die Reise weiter nach

Saint Lucia

Für die Überfahrt benötigten wir ca. 7 Stunden. Für die 37sm kein schlechter Wert. In der Abdeckung von St. Vincent wehte sehr wenig und launenhafter Wind. Ab der Nordspitze der Insel wehte starker konstanter Ostwind der uns rasch mit gerefften Segeln ans Ziel zur Stadt Soufriere brachte. Hier konnten wir in den neuen Inselstaat Saint Lucia einklarieren. Hier ist auch ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in das Inselinnere.

Das Wahrzeichen der Insel sind die beiden spektakulären Gipfel, den Grande und den Petit Piton. Wir ankerten am Fuße dieser beiden Berge. Ein absolut malerischer Ort. Nach dem Behördengang, hier ist Ein- und Ausklarieren für zwei Tage möglich, heuerten wir ein Taxi an, das uns ins Landesinnere brachte. Wir machten ein Wanderung am Tet Paul Nature Trail die uns zu einem traumhaften Aussichtspunkt zwischen den beiden Pitons brachte.

Nach der anstrengenden Wanderung gönnten wir uns ein Bad in den heißen Schwefelbädern. Hier riecht es zwar nach faulen Eiern, der Schlamm soll aber sehr gesund sein. So machten wir das Procedere mit vielen anderen Touristen mit. Ob es wirklich gesund war, wissen wir aber nicht.

Am nächsten Tag brachen wir wieder auf, weiter entlang der Ostküste von Saint Lucia und verlegten uns in die malerische Marigot Bay. Diese Bucht ist vom Meer aus nicht zu sehen weil ein Streifen Palmen die Sicht verstellt. So konnte sich die englische Marine vor den vorbeifahrende Franzosen verstecken und aus dem Hinterhalt angreifen. Die Insel Saint Lucia wechselte übrigens sieben Mal den Besitz zwischen Frankreich und Großbritannien.

Vor der Überfahrt nach Martinique verbrachten wir noch einmal eine Nacht vor Anker in der bekannten Rodney Bay. Innerhalb dieser großen Bucht gibt es eine geschützte Lagune in der sich auch die Rodney Bay Marina befindet. Der Endpunkt der alljährlich stattfindenden ARC Rally die von Las Palmas nach Saint Lucia führt. Wir bekamen keinen Platz mehr, weil schon die ersten Boote aus Europa eingelangt waren und alle Plätze reserviert waren.

Wir kauften noch zollfrei Rum ein, der Spicy Rum aus Saint Lucia ist wirklich eine Spezialität, tranken einige Drinks an der Bar der Marina und fuhren dann wieder aufs Boot zurück.

Am nächsten Tag nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir die 25sm lange Überfahrt nach

Martinique

Ab der Nordspitze von Saint Lucia wehte konstanter Wind aus Ost mit 4-5 Windstärken. Auch mächtige Atlantikwellen drängte sich durch die beiden Inseln. Mit gerefften Segeln machten wir gute Fahrt und kurz nach Mittag standen wir vor der Einfahrt in die lange Bucht Le Marin.

Allerdings waren wir nach der Einfahrt in die Bucht bis zur Marina wirklich geschockt über die vielen Ankerlieger und die riesige Marina. Es dauerte auch noch sehr lange bis wir nach einigen Funksprüchen endlich den reservierten Platz in der Marina zugewiesen bekamen. Hier wäre erstmals gutes Französisch echt von Vorteil.

Wir waren froh, dass wir gut in Martinique angekommen sind. Nach fast drei Wochen und 295sm seit Grenada ist eine heiße Dusche schon sehr attraktiv. Außerdem ist die Versorgung mit Lebensmitteln, die Auswahl an Geschäften und Restaurants großartig. Jeden Tag frisch gebackenes Baguette zum Frühstück und gute französische Rotweine zum Abendessen gewähren eine hohe Lebensqualität.

Leider ließ uns das Wetter in den letzten drei Tagen auf Martinique etwas im Stich. Unsere geplanten Besichtigungen fielen buchstäblich ins Wasser. Es regnete jeden Tag, unterbrochen von wenigen kurzen Pausen. Aber wir waren froh dass alles so gut verlaufen ist. Alle gesund, keine Unfälle oder sonstigen Ungereimtheiten. Wir haben eine schöne und ursprüngliche Karibik erleben dürfen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beitrag teilen auf:

2 Antworten auf „Novembertörn – Grenada nach Martinique“

  1. Ich war dabei im November und Dezember 2023 !
    Es war ein ganz besonderes Erlebnis und ich gratuliere Franz zur Gestaltung dieses Blogs. Danke für die Einladung, für die beeindruckenden Erlebnisse und die Kameradschaft der ganzen Crew !!!
    Ich wünsche Franz Schatz und seiner Panta Rhei alles Gute👍

  2. Das war wirklich eine super Reise, auch ein wenig abseits der Touristenpfade (z.B Cumberland bay).
    Super Blog, speziell die Drohnevideos und die Unterwasseraufnahmen sind toll.

    Vielen Dank an die Franz’n und Erich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert