Dienstag 31.1. – 15. Segeltag

Die Zeit an Bord verfliegt. Es gibt keinen Stress (seit Cabo Verde), alles läuft schon mit Routine ab. Jedes Mitglied der Crew fährt selbstständig die wichtigsten Segelmanöver. Bei manchen Manövern ist es leichter zu zweit zu arbeiten aber auch alleine funktioniert es gut. Allzuviele Manöver gibt es eh nicht zu machen. Wir fahren jetzt den zweiten Tag mit unverändeter Segelstellung. Großsegel an BB und Genua ausgebaumt an SB. Manchmal ist die Genua einzurollen und der Motor wird angeworfen. Unterhalb von 7kn Wind wird das Segelschlagen zur Qual und erhöht auch die Gefahr dass etwas kaputt geht.
Sonst gibt es die Neuigkeit, dass wir es heute geschafft haben den mechanischen Windpilot einmal den ganzen Tag das Steuer überlassen zu können. Wieder einmal war es Mario, der mit seiner Tüftlerei dem Windpiloten lange genug gut „zugeredet“ hat bis er sich fügte. Die bisherigen Versuche bei starkem Wind oder höheren Wellen haben wir immer nach einigen Stunden abgebrochen. Immer wieder brach das Boot in Luv oder Lee aus. Nachts bei stärkerem Wind wollten wir den mechanischen Windpilot sowieso nicht selbstständig steuern lassen. Aber immerhin ist das Gerät ein wichtiges Backup für den Fall dass der elektrohydraulische Autopilot einmal ausfallen würde. Dies wäre eigentlich eine unzumutbare Belastung für die Crew, nämlich 24 Stunden am Tag per Hand steuern zu müssen.
Wir sind jetzt wieder eine Stunde in den Zeitzonen zurückgerutscht. Nun haben wir 4 Stunden Zeitdifferenz zu Österreich. Diese Zeitzone (Rio de Janeiro, Brasilien) passt gut zu Sonnenaufgang (ca.7:30) und Sonnenuntergang (ca. 18:30). Ab 8:00 erwacht die Crew zum Leben. Wolfgang und ich trinken Schwarztee, Albin wirft die Nespresso Maschine an. Mario frühstückt individuell (meistens) etwas gesünder wie wir drei. Nach Katzenwäsche steht Sonnenbaden in der Plicht an der Tagesordnung. Gegen Mittag wird es dann ohne Abschattung draussen schon sehr heiß. Bis auf die Wache verziehen sich dann alle ins Bootsinnere, hier ist es bei guter Lüftung auszuhalten. Am frühen Nachmittag wird schon über das Abendessen diskutiert. Was und wie machen wir was aus den verbliebenen Vorräten. Dann wird gekocht. Heute gab es Bratkartoffeln, Süßkartoffeln und Kürbisse, gebacken im Gasherd. Für Fleischesser mit einigen Stücken Frankfurter aus der Dose garniert. Dazu den vorletzten Krau
tsalat.
Am frühen Abend gehen jene der Crew die von 0:00 bis 8:00 Nachtwache haben früher ins Bett. Die Freiwache (heute ich) kann noch aufbleiben und die erste Wache von 20:00 bis 0:00 sitzt dann schon adjustiert und angeschnallt in der Plicht.
So vergehen die Tage und wir nähern uns unaufhaltsam unserem Ziel. Ca. 370sm haben wir noch zu bewältigen. In den letzten 24 Stunden betrug unser Etmal 116sm. Es geht uns allen sehr gut, wenn manch einer Heimweh hat, lässt er sich nichts anmerken.
Liebe Grüsse von Bord der Panta Rhei.

Montag 30.1. – 14. Segeltag

Keine Neuigkeiten von Bord der Panta Rhei. Das Flautenfeld hält uns weiter gefangen. Seit gestern 20:00 hatten wir wieder die vollen Segel oben, die bei Windstärke 2-3 für eine Geschwindigkeit von ca. 3,5 bis 5kn reichten. Heute mittag war der Zauber wieder vorbei. Der Wind ließ zu stark nach sodaß ab 12:00 wieder die Dieselmaschine angeworfen wurde. Jetzt um 19:00 Ortszeit machen wir wieder einen Segelversuch. Auch wenn wir „nur“ mit 4kn durch die Nacht segeln, liegt die Panta Rhei unter Segel wesentlich ruhiger und das Schlafen ist angenehmer. Unser Tagesetmal betrug 103sm. Trotz der Rekordetmale der ersten Woche nähern wir uns immer weiter dem Erfahrungsdurchschnitt von 100sm pro Tag, den man bei der Planung einer solchen Reise als Grundlage heranzieht. Zumindest für Schiffe in unserer Größe.
Kulinarisch haben wir noch fast das volle Programm. An Gemüse gibt es noch eine Gurke, einen kleinen Krautkopf und einige Tomaten. Kartoffel, Süßkartoffel und Kürbisse haben wir noch genug. Allerdings nur mehr 2 Stück Zwiebel. Und wir haben noch genug Speck vom Speckmeister. Offensichtlich haben wir auf hoher See zuwenig Appetit auf deftige Jausen. Den Speck werden wir in der Karibik gegen Hummer und Langusten eintauschen.
Zum Abendessen gab es heute Curry mit Soja (Hühnchen) und Reis. Und als Nachspeise Pfirsichkompott und einen kleinen Marillenschnaps. So werden wir langsam zu Vegetariern was uns auch nicht nachhaltig schaden wird.
Die Sache mit dem Sonnenuntergang habe ich schon mehrmals wiederholt. Deswegen spare ich mir das jetzt und
schicke Liebe Grüsse von Bord der Panta Rhei.

Sonntag 29.1. – 13. Segeltag

Über den heutigen Sonntag gibt es wirklich nichts Aufregendes zu berichten. Wir fuhren den ganzen Tag mit dem Diesel, der wieder zufrieden schnurrte, weil er genug Treibstoff bekam. (siehe Problem gestern).Ein wunderschöner Tag begann mit einem makellosen Sonnenaufgang, an dem man sich wirklich nicht sattsehen konnte. Tagsüber war es wirklich schon sehr heiss, Kleidung wird auf eine kurze Hose reduziert. In frühester Frühe startete Mario wieder mal einen Angelversuch. Dieses Mal nicht mit Schleppangel sondern mit Tiefangel mit großem Blei und vielen Köderhaken. Leider ohne Erfolg. Aber nicht versuchen hat noch weniger Aussichten auf Erfolg. Nach einem kurzen Badestop ging es wieder weiter mit Motor. Kein Wind in Sicht. Laut Wettervorhersage frühestens in der Nacht von Sonntag auf Montag.
So lümmelt die Crew durch den Tag. Viel Schlafen, Musik hören, lesen, diskutieren, Handy spielen – aber Gott sei Dank keine Internetverbindung. Panta Rhei und ich haben sich an die Vereinbarung gehalten – Sonntag gibt es kein Problem für die Crew zu lösen. Oder nein, eine Gasflasche ist leer und will ausgetauscht werden. Durch meine Backwut – heute habe ich ein Roggen/Weizen Brot und Kürbiskuchen gebacken. Kürbisse haben wir ja noch genug und so habe ich einen geschlachtet. Als Ersatz für die Nüsse hat Mario seine Kokosnuss geopfert – Ist ja auch ein Nuss, schmeckt nur etwas anders. Der Kuchen ist gelungen, langsam habe ich auch den Gasofen im Griff.
Das Tagesetmal betrug heute mit Motorbetrieb 115sm. Knapp 600sm sind es noch bis Grenada.
Nach Sonnenuntergang kommt langsam etwas Wind auf. Wir sind schon so froh endlich wieder Segel setzen zu können dass wir gleich die „volle Wäsche“ raushängen – Genua ausgebaumt in Luv und Großsegel in Lee. Und so gleiten wir mit ca. 4 kn Fahrt in die Nacht. Dass der Sonnenuntergang wieder prachtvoll war ist schon fast Standard bei uns an Bord der Panta Rhei und braucht nicht mehr jedesmal erwähnt werden.
Liebe Grüsse von Bord.

Samstag 28.1. – 12. Segeltag

Seit nunmehr 36 Stunden dieselt die Panta Rhei durch den endlosen Atlantik. Wir gleiten durch die sanften Dünen der Wüstenlandschaft. Den ganzen Tag gibt es keine äußeren Anreize, keine Wassertiere, keine Vögel und auch keine anderen Schiffe. Da ist es naheliegend dass die Crew „froh“ ist wenn wieder mal ein Problem mit dem Boot auftritt. Heute früh in der Form, dass der Motor Leistung verliert, von selbst langsamer wird und schießlich abstirbt. Ich hatte kurz vorher vom Steuerbordtank auf den Backbordtank umgestellt. Der Stb. Tank fasst 100 Liter und war bis auf die Reserve leergefahren. Auf dem vollen BB Tank sind 200 Liter Diesel gespeichert. Der Motor wurde neu gestartet und lief dann wieder 15min. und stirbt wieder ab. Bei langsamer Fahrt verliert er die Leistung erst nach 30-45min.. Was ist das Problem?.
Da wir diesen Törn auch in einem gewissen Sinne als Problemlösungsseminar sehen, in dem es kein Internet gibt wo jemand schnell heimlich nachsehen kann und dann als „Gscheitwaschl“ die Lösung präsentiert, ist die Crew in unserem Falle auf sich selbst gestellt und den ganzen Tag beschäftigt, das Problem zu lösen.
Unsere Problemlösungsansätze der Reihe nach:
Ansatz 1: die Dieselfilter wechseln – wurde gemacht, hat nicht geholfen.
Ansatz 2: Der Tank ist nicht ausreichend belüftet und es entsteht Vakuum – geprüft und hat nicht geholfen.
Ansatz 3: Der Diesel im Tank ist schlecht, es sind Bakterien oder zuviel Wasser im Tank. Wir entnahmen aus dem Tankboden und aus der Tankoberfläche je eine Probe. – Der Diesel schaut einwandfrei aus, vom Tankboden zware etwas milchig – aber sicher keine Dieselpest.
Ansatz 4: der Saugstab im Dieseltank ist verstopft – ja das war die Lösung, es waren Späne und Dichtungsreste die die kleinen Löcher im Ansaugstab verstopft haben.
Damit haben wir diesen Samstag verbracht. Natürlich auch mit entsprechenden Nachdenk- und Diskussions- und Schlafpausen. Ganz im Sinne des Problemlösungsseminars. Ein kurzer Badestop war auch drinnen. Mit Tauchkontrolle der Schiffsschraube und Antriebswelle am Unterschiff. Das Schiff ist übrigens schon entlang der Wasserlinie und kurz darunter mit Entenmuscheln ca. 2-3cm lang bewachsen. Unglaublich wie schnell sich diese Tiere am Boot festkleben.
Mario hat heute gekocht. Es gab Tortillas mit würziger Fülle und Allerlei Zutaten. Und natürlich für die tüchtigen Problemlöser eine Flasche Rotwein als Belohnung. Der Wetterbericht meldet und einen strahlenden Sonntag ohne Wind. Ab Sonntagabend soll sich langsam wieder eine Ostströmung einstellen und wir können endlich wieder segeln. Heute hatten wir 95sm Tagesetmal. Noch 700sm bis Grenada.
Morgen Sonntag, steht kein Problem auf der Seminartagesordnung. Wir gleiten bei klarem Himmel in den Sonnenuntergang……….
Liebe Grüsse von Bord der Panta Rhei.

Freitag 27.1. – 11. Segeltag

Jetzt hat es uns tatsächlich erwischt. Das Flautenloch wird von Osten nach Westen ständig größer und hat uns eingeholt. Seit 04:00 haben die „eiserne Genua“ gesetzt, also den Borddiesel gestartet. Gemütlich aber halt mit Lärm im Boot fahren wir unserem Ziel entgegen. Eine westwärts setzende Meeresströmung hilft uns mit 0,5-1sm pro Stunde. Auch bei Windstille ist der Atlantik nicht wellenfrei. Aus Norden kommt eine lang laufende Dünung die sanft unter dem Boot durchläuft. Die Höhe der Wellen ist schwer zu schätzen, ca. 2-3m. Die Landschaft rund um uns verändert sich bei Windstille. Am treffensten wäre ein Vergleich mit einer Sanddünenwüste. Der Sonnenaufgang heute früh war wieder sensationell. Wir haben die Uhr zurück gestellt weil die Sonne erst um 8:30 aufgegegangen ist. Wir befinden uns jetzt in der Zeitzone 3 Stunden hinter MEZ.
Den ruhigen heißen Tag nutzten wir auch für ein Bad im Atlantik mit Shampoowäsche und anschließender Süßwasserspülung. Es ist schon ein bißchen eigenartig auf 4000m Wassertiefe zu baden. Jeder machte vor dem Sprung einen schnellen Rundumblick ob den nicht eine senkrechte Flosse rund ums Schiff zieht. Wir hatten Sicherungleinen mit Bojen im Wasser weil Strömung und Wellen das Boot doch auch voran treiben und man kräftig schwimmen muß um mitzuhalten. Aber alles gut gegangen, alle vier sind wieder sauber und gut riechend an Bord.
Das Süßwasser aus dem Tank für die Spülung hätten wir uns sparen können denn kurz darauf traf uns ein erster richtiger „Squall“ . Dies sind intensive tropische Regengüsse, die sehr schnell auftreten, richtig viel Wasser auslassen und auch von Windböen begleitet sind. Und der Regen ist eine richtig herrlich warme Süsswasserdusche. Auch unsere Panta Rhei freute sich über den Regenguß, sie war schon über und über mit einer Salzkruste bedeckt.
Aber das Süßwasser aus dem Bordtank heuten wir bei besserer Zeitplanung sparen können. Ich habe die Crew in vielen Lektionen auf das Süßwassersparen eingeschworen. Wir haben gesamt 500 Liter in 2 Tanks mit und dies muß für vier Leute drei Wochen halten. Für Katzenwäsche, Zähneputzen und ein bißchen Nachspülen beim Geschirr. Grob abgewaschen wir das Geschirr ohnehin nur mit Meerwasser. Wir haben eine eigene Fußpumpe installiert um die Abwasch zu vereinfachen. Diese Maßnahmen und die Disziplin der Crew haben dazu geführt dass wir erst die Hälfte des Frischwassers an Bord verbraucht haben.
Alle ziehen weiterhin an einem Strang und es ist eine Freude zu sehen wie harmonisch die Tage verlaufen. Bedingt durch den nachlassenden Wind ist das Tagesetmal heute mit 109sm etwas geringer. Noch ca. 800sm bis Grenada. Wir hoffen dass es ab Sonntag wieder Wind gibt und wir die Maschine abstellen können. Morgen werden wir mehr wissen.
Liebe Grüsse von Bord der Panta Rhei.

Donnerstag 26.1. – 10. Segeltag

Wir hatten die ganze Nacht guten Wind aus Norden, also Halbwind und kamen gut voran. Sonst war es eine absolut ruhige Nachtwache. Nur Sternchen und Sternschnuppen gucken und die Meilen runterzählen. Außerdem etwas Süssigkeiten naschen und stundenlang Musik hören. Am besten Beethovens 9. Symphonie beim Sonnenaufgang. Oder einfach Heavy Metal bei stärkerem Wind. Also ihr merkt langsam geht mir der Stoff zum Schreiben aus.
Am Morgen hatten wir noch mal ein Aufbäumen des Nordwindes so Windstärke 4-5 und wir mußen sogar die Segel reffen. Aber dann zu Mittag – Wind aus!
Das „Flauenloch“ hinter uns läßt grüßen. Wir starten den Motor und fahren in der elendigen Restdünung weiter Richtung Westen. Am späteren Nachmittag kam wieder leichter Wind auf und wir konnten die Maschine abstellen und mit Segel fahren. Leichte Schräglage durch Winddruck ist immer besser als mit Maschine durch die Wellen zu torkeln. Für die nächsten Tage schaut es laut Wettervorhersage nicht so gut aus. Wenig Wind auf unserer Route. Ich hoffe dass es nicht so schlimm kommt wie es aussieht.
Heute kochte ich einen Bohneneintopf mit Krautsalat. Und versuchte erstmals auch Sojabrocken als Ersatz für Faschiertes. Also laut Wolfgang schmeckte das Hühnchen aus der Dose ausgezeichnet. Also dieses Sojaprodukt können wir in Zukunft öfter einsetzen bzw. auf Langfahrt mitnehmen. Der Ananaskuchen ist auch schon wieder aufgegessen. Hier besteht offensichtlich ein gewisser Mangel an Mehlspeisen an Bord.
So gleiten wir nun langsam in den Sonnenuntergang, der Himmel ist fast wolkenlos und blau, das Meer dunkelblau und leicht gewellt. Aber das hatten wir schon mal, oder?
LIebe Grüsse von Bord der Panta Rhei.

Mittwoch 25.1. – 9. Segeltag

Heute früh um 8:30 war es endlich soweit. Wir konnten das „Bergfest“ feiern, das heißt wir haben die halbe Strecke zwischen Mindeolo und Grenada zurück gelegt. „Nur“ noch 1075 sm bis zur Ankunft in der Karibik. Von jetzt an fahren wir bergab entlang der Weltkrümmung und bekanntermaßen geht es bergab immer etwas einfacher und schneller. So zumindest unsere Vorstellungen. Wir kommen weiter gut voran, heute waren es 115sm als Tagesetmal. Bisher sind wir die gesamte Strecke nur mit Segel gefahren. Die Maschine mußte nur zum Batterieladen laufen. Unsere Hoffnung wäre dass es wo weiter geht. Hier könnte uns die Großwetterlage einen Strich durch die Rechnung machen. Wir laden jeden zweiten Tag sogenannte GRIB Files vom Wetterdienst auf unser Tablet und haben hier eine gute Vorherrschau auf die nächsten Tage. Wir haben gerade Nordwind und fahren mit Vollzeug Halbwind Segel. Im Osten hinter uns baut sich ein gewaltiges Windflautenloch auf. Wir hoffen dass wir diesen entwisch
en
können. Heute nacht und morgen vormittag werden wir sehen ob wir es schaffen. Sonst müssten wir erstmals auch den Diesel für das Weiterkommen benutzen.
Ernährungstechnisch sind wir weiter sehr gesund unterwegs. Wir haben noch Zwiebel, Tomaten, Gurken, Kraut und Kürbisse. Bananen sind endlich verbraucht, Äpfel und Papayas auch. Orangen gibt es noch genug, die sind noch etwas sauer.
Leider ist uns der komplette Toastbrotvorrat verschimmelt. Frisch in Mindelo beim Bäcker gekauft hat er leider nicht gehalten. So muß ich wohl oder übel wieder regelmäßig selber Brot backen. Ich habe genug Vorrat an diversen Mehlsorten mit, dies sollte bis in die Karibik reichen. Kochgas haben wir auch genug an Bord. Allerdings ist das Zubereiten eine akrobatische Angelegenheit. Heute habe ich einen Ananasvollkornkuchen gebacken. Bei seitlichen Wellen und zügiger Bootsgeschwindigkeit organisatorisch nicht einfach. Eier trennen, Zudaten zuwiegen, gesichert abstellen. Flüssiger Teig auf dem Küchenbodenteppich macht sich nicht so gut. Am besten ist es alles am Boden zuzubereiten. Hier sind die Bootsbewegungen am geringsten. Der Teppich muß halt in der Karibk grundgereinigt werden. Und trotz der regelmäßigen Pflege durch Albin.
Mit dem Fischen ist es wahrscheinlich vorbei. Seit Tagen fangen wir nur kleinere oder größere Bündel an Seegras. Die Angel rauscht aus wenn das Bündel groß genug ist und wir holen den Haken ein – und sind enttäuscht. An beiden Seiten des Bootes treiben riesige Seegrasteppiche. Hoffentlich wird es wieder anders und wir können wieder frischen Fisch fangen und essen.
Albin bekochte uns heute mit Spagetti mit Tomatensauce plus Gurkensalat. Außerdem werden wir das Bergfest mit einer gekühlten Flasche Weißwein feiern.
Das warˋs für heute von Bord der Panta Rhei. Liebe Grüße an alle zuhause.

Dienstag 24.1. – 8. Segeltag

Einige AIS Alarme hielten letzte Nacht unsere Wachen Wolfgang und Albin in Bewegung. Zuerst näherte sich langsam von hinten eine unbekannte Yacht auf fast Kollisionskurs. Ab dem Abstand von 1,5 sm gab unser Wachsystem automatisch Alarm. Ich versuchte die Yacht per Funk zu erreichen, ohne Erfolg, niemand meldete sich. Kurz danach drehte dann aber das Segelboot abrupt ab und entfernte sich wieder auf 2 sm Abstand. Während der Wache von Albin näherte sich ein schnellfahrender Frachter ebenfalls auf Kollisionkurs. Unser AIS System erkannte, dass, wenn wir beide unseren Kurs und Geschwindigkeit halten, der Frachter uns in knapp einer Seemeile Abstand passieren würde. Zur Sicherheit funkte ich mit dem Frachter, ob er uns auch sehen würde. „No worries, we see you and we take care of you“ war seine freundliche Antwort. Danach erreichte ich auch den Skipper des Segelbootes mit der knappen Annäherung. Er entschuldigte sich knapp, dass es nicht seine Absicht war. Offensichtlich ha
tte die
Wache auf seinem Boot geschlafen. Es war ein schwedisches Boot mit dem gleichen Zielhafen Grenada wie wir. Aber man sieht, auch wenn nicht viel Verkehr auf dem Atlantik und die Wahrscheinlichkeit einer Kollisioin sehr gering ist, sind unsere Nachtwachen ganz wichtig.
Heute vormittag hatten wir nach 4 Stunden perfektem Blistersegelns plötzlich eine gewaltige Windböe, die das Boot aus dem Ruder laufen ließ und kurzfristig Chaos und Verwirrung bei der Crew stiftete. Beim anschließenden Einholen riss uns die Holeleine aus dem Bergeschlauch. Damit hatten wir dann schon wieder ein Problem und eine Weile zu tun um das große farbige Segel an Bord zu bekommen. Unsere Crew meisterte auch diesen ungeplanten Stresstest bravorös und jeder verdiente sich damit ein Manöverbier. Gott sei Dank gab es danach wieder etwas zu reparieren und wir konnten dies auch mit vorhandenen Bordmitteln hinkriegen. Mit solchen Aktionen wird uns nicht fad und wir lernen täglich Neues dazu. Und außerdem sind wir nicht auf einer Kreuzfahrt sondern wollten ja das „kleine“ Abenteuer.
Aus der Bordküche gab es heute Kürbisgulasch mit Süsskartoffeln und Tomatensalat. Außerdem produzierte ich meine berühmten Bierweckerln und Mario spendierte dazu ein bleifreies Bier. Die Weckerl schmeckten „trotzdem“. Das Tagesetmal betrug heute 124 sm. Morgen erwarten wir das „Gipfelfest“ – das heißt halbe Strecke und dann gehtˋs bergab.
Liebe Grüsse vonr Bord der Panta Rhei

Montag 23.1. – 7. Seetag

Mit dem gestrigen Tag war die erste Segelwoche seit Mindelo komplett. Sieben Tage und Nächte haben unseren Bordalltag zur Routine werden lassen. Der gestrige Tag hatte an Ereignissen nicht viel zu bieten. Keine Panne oder Reparatur erforderlich. Die Starterbatterie vom Dieselmotor geht langsam in die Knie und muß nach 7 Jahren ausgetauscht werden. Wir können die Maschine auch über ein Überbrückungskabel von der Hauptbatterie starten. Wir lassen die Maschine stundenweise auf Standgas laufen, um sicher zu gehen dass sie in Notsituationen verfügbar ist und auch um den Stromspeicher aufzufüllen. Windgenerator und Solarkollektoren liefern nur ca. ein Drittel unses Stromverbrauches an Bord.
Ich hatte heute früh von 04:00 bis 08:00 die letzte Wache. Übriges meine Lieblingswache. Man steht sehr früh auf, ist ausgeschlafen und kann die Eindrücke aus der Umwelt gut aufnehen. Es ist noch stockdunkel und der Sternenhimmel spannt sich wie eine Kuppel über das Boot. Es sind so unglaublich viele Sterne zu sehen. Sternbilder kann man nur mit Hilfe von Computervorlagen erhkennen sonst gehen sie im Meer der Himmelskörper unter. Außerdem schauen die Sternbilder anders aus als bei uns zu Hause. Der Große Wagen zB. steht auf dem Kopf. Man kann stundenlang liegen und nach oben gucken. Das Boot gleitet mit leichten Wellenrauschen durch die Nacht und zieht an beiden Seiten ein Leuchtspur mit sich. Es sind dies Leuchtalgen die bei der Störung durch den Bootsrumpf ins Leuchten kommen. Auch im Heckwasser ist diese Leuchtspur zu sehen.
Wir kommen jetzt so richtig in die Passatzone. Die Sonnenuntergänge und besonders die Sonnenaufgänge sind einfach spektakulär. Das Schönste an der Frühwache ist eben das Erleben dieses langsamen Erwachen des Tages, der sich mit bläulch-violetter Färbung ankündigt. Dann ändert sich die Farbgebung in die gelb-orangen Töne bis schließlich die Sonnenscheibe durchbricht, es richtig hell und die Wärme fühlbar wird.
Heute nachmitag haben wir uns Mühlviertler durchgesetzt und es gab Geselchtes mit Grießknödel und Sauerkraut, zusätzlich noch kalten Krautsalat. Ich denke dass wir alle drei zuviel gegessen haben. Wir werden dies (hoffentlich nicht) in der Nacht merken.
Ihr seht es geht uns sehr gut, wir machen auch ordentlich Meilen. Gestern waren es wieder 125sm. Der Blister bringt uns ordentlich voran, das perfekte Segel für bis zu 15kn Wind von achtern. Heute waren wir übrigens ziemlich genau in der Mitte des Atlantik – zurück nach Senegal in Afrika ist es gleich weit wie in die Karibik.
Liebe Grüsse von Bord der Panta Rhei

Sonntag 22.1. – 6. Seetag

Der gestrige Tag endete zwar mit schönem Blistersegeln in den Sonnenuntergang, aber dann hatten wir große Probleme beim Bergen des Segels. Der Bergeschlauch der über das Segel gezogen werden muß, ließ sich nicht mehr bewegen. Irgend etwas hatte sich im Schlauch vertörnt und blockierte die Bergeleinen. Na zu guter Letzt schafften wir es doch mit unseren 8 Händen das Riesending zu bewältigen. Heute vormittag schauten wir uns das Problem genauer an und fanden einen vertörnten Stahldraht in dem sich in die Bergeleinen verwickelt hatten. Mario ist uns eine große Hilfe bei der Bewältigung solcher Probleme auf dem stark schwankenden Vorschiff. Er ist ein Sportler und wesentlich fitter als wir „Alten“.
Heute zu mittag habe ich den Körperwaschtag ausgerufen. Wir schütteten uns gegenseitig Eimerweise Seewasser (ca.25°) über die Köpfe. Nach gründlichen Einseifen und einer zweiten Seewasserkübeldusche wurde ganz sparsam mit Süsswasser abgespült. Danach von Sonne und Wind trocknen lassen – Ein absolutes Hochgefühl stellt sich ein.
Ich wiederhole mich zwar, aber so kann es weitergehen. Blauer Himmel, dunkelblaues Meer, moderate Wellen und ausreichend und nicht zuviel Wind. So erreichten wir gestern wieder ein Tagesetmal von 115sm. Bald haben wir die halbe Strecke geschafft.
Liebe Grüsse von Bord der Panta Rhei.